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SEBASTIAN STEUDE
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Münchner Hausberge

Das Gebiet zwischen Lech und Inn mit den Ammergauer Alpen, dem Wettersteingebirge, dem Karwendel, den Brandenberger Alpen und den Bayerischen Voralpen wird auch als Münchner Hausberge bezeichnet. Von München aus sind die ersten Berge über die A 95 oder die A 8 (wenn man früh genug aufsteht) bereits in einer knappen Stunde zu erreichen und so pilgern gerade an schönen Wochenenden ganze Heerscharen von Münchner Bergsteigern und Wanderern in die nahen Alpen. Vor allem an den bekannten Bergen herrscht meist ein entsprechender Trubel, doch wer kein Problem damit hat, dass das Wetter vielleicht nicht ganz so gut ist, man äußerst früh aufstehen muss oder das Gebiet noch einigermaßen wild ist, der kann auch die Münchner Hausberge von ihrer einsamen Seite erleben.

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Soiernumrahmung

Die Umrahmung des Soiernkessels ist eine der klassischen Touren im nördlichen Karwendel. Will man die Runde zu einem ganz besonderen Erlebnis machen, bietet sich eine Übernachtung im Soiernhaus inklusive eines Sonnenaufgangs auf der Schöttelkarspitze an.

Um 7 Uhr starte ich am Isar-Parkplatz in Wallgau. Dichter Nebel umhüllt mich beim Überqueren der Isar und ich kann keine 50 Meter weit sehen, doch schon wenige Meter weiter oben schaffen es die ersten Sonnenstrahlen durch die Nebeldecke. Ein steiler Pfad führt mich bald zu einer breiten Schotterpiste, über die ich zur 1.400 Meter hochgelegenen Fischbachalm aufsteige. Ab hier wird die Tour abwechslungsreicher. Ich verlasse den Schotterweg und steige über den Lakaiensteig weiter den Hang hinauf. Der interessante und teilweise versicherte Steig führt nun immer am steilen Osthang des Schöttelkopfes entlang und bietet tolle Ausblicke auf die hohen Berge über dem Soiernkessel. Bald kann ich auch das Soiernhaus erkennen, das auf einem markanten Sattel zwischen der Schöttel- und der Gumpenkarspitze thront.

Das Soiernhaus besticht mit seiner idyllischen Lage auf 1.616 Metern, wenige Meter oberhalb der zwei Soiernseen. Schon König Ludwig, der die Soiernhäuser 1866 erbauen ließ, wusste die ruhige und landschaftlich wunderschöne Lage des Soiernkessels zu schätzen und an Vollmondnächten ließ sich der exzentrische König zuweilen über den See schippern. 1920 wurden die Häuser von der DAV-Sektion Hochland übernommen, die anschließend das Obere der beiden Häuser zur Schutzhütte umbauen ließ.

Die folgenden knapp 400 Höhenmeter zur Schöttelkarspitze sind technisch einfach und führen mich bald über baumlose Bergwiesenhänge, auf denen ich das gesamte Panorama des Soiernkessels uneingeschränkt bewundern kann. In einer Hufeisenform umarmen die felsigen Gipfel von Schöttelkarspitze, Feldernkreuz, Soiernschneid, Reißende Lahnspitze, Soiernspitze und Gumpenkarspitze den Talkessel. Ab der Schöttelkarspitze wird der Steig schmäler und es gilt ein paar wenige ausgesetzte Passagen zum Feldernkreuz hin zu überwinden. Anschließend verläuft ein schöner, abwechslungsreicher Weg knapp unterhalb der Gratschneide zur Soiernspitze, dem höchsten Punkt der Soierngruppe. Über ein steiles Schotterfeld steige ich zu den zwei Soiernseen hinab und wage einen Sprung in das glasklare, aber auch eiskalte Wasser.

Am nächsten Morgen breche ich bereits um kurz nach vier Uhr auf. Unter dem Licht meiner Stirnlampe steige ich in absoluter Stille die 400 Höhenmeter zur Schöttelkarspitze hinauf. Pünktlich zum Morgengrauen erreiche ich den Gipfel und erlebe ein einmaliges Schauspiel. Es gibt wenig, was mich derart fasziniert wie ein Sonnenaufgang im Gebirge. Während weiche Nebeldecken die Täler im nächtlichen Schlummer halten und Mittenwald still im Licht der Straßenlaternen liegt, erscheint darüber ein beeindruckendes Farbenspiel. Mit jeder Minute werden die Orangetöne intensiver, bis irgendwann der rot leuchtende Feuerball der Sonne über den hintersten Gipfeln auftaucht und ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf meiner Haut spüre. Mit der morgendlichen Sonne im Rücken steige ich weiter zum Feldernkreuz und anschließend über einen wunderschönen Grat zum Seinskopf. Unscheinbare Trittspuren führen oberhalb des eigentlichen Weges direkt auf dem Gratrücken entlang und bieten immer wieder Tiefblicke in das Schöttelkar, während der Himmel um die Schöttelkarspitze in gleißendes Orange getaucht ist. Menschen sind weit und breit keine zu sehen, dafür aber eine große Gamsherde, die nur wenige Meter von mir entfernt ihr morgendliches Frühstück einnimmt. Der Abstiegsweg ist anfangs noch ein schöner Steig, verwandelt sich allerdings leider unterhalb des alten Herzogsteigs in eine unattraktive und steile Forstpiste, die mich zurück zum Parkplatz führt.


Zahnmassiv-Überschreitung

Die komplette Überschreitung des Zahn- und Sonnenbergmassivs ganz im Osten der Ammergauer Alpen ist eine äußerst spannende und anspruchsvolle Kammwanderung, die über weite Strecken grandiose Ausblicke auf die umliegende Bergwelt bietet.

Die Tour startet am Parkplatz direkt am Frauenwasserl-Klettergarten. Kurz hinter dem Parkplatz zweigt eine Straße nach links ab und führt leicht ansteigend zur Kälberplatte, einer Wiesenfläche, von der man einen imposanten Blick auf das erste Zwischenziel, den mächtigen Kofel, hat. Der schroffe Felsturm, Hausberg der Passionsspielgemeinde Oberammergau, wirkt von dieser Seite absolut unnahbar. Die nächsten 400 Höhenmeter führen dennoch erst einmal als einfacher Serpentinenpfad durch den angrenzenden Bergwald. Rechts des Wanderpfades liegen die Einstiege zu den meist anspruchsvollen Klettertouren durch die Südwand des Kofels. Auf knapp 1.220 Metern wird der Sattel zwischen dem Kofel und den Rappenköpfen erreicht. Hier befindet sich ein Regenunterstand und eine schwach sichtbare Pfadspur zweigt kurz hinter dem Regenunterstand nach links in den dunklen Nadelwald zum Vorderen Rappenkopf ab. Den kurzen Abstecher zum Gipfel des Kofels sollte man sich aber unter keinen Umständen entgehen lassen. Die letzten 140 Höhenmeter führt der stellenweise versicherte Steig äußerst abwechslungsreich durch eine schroffe Felsflanke. Der Gipfelbereich des 1.342 Meter hohen Kofels bietet ein grandioses 360 Grad Panorama auf die umliegende Bergwelt und die Gemeinden Ober- und Unterammergau. Durch den kurzen Zustieg und die schöne Aussicht hat sich der Kofel allerdings auch zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Möchte man ihn ungestört genießen können, sollte man möglichst früh aufbrechen.

Über den Aufstiegsweg geht es zurück zum Sattel. Der folgende Abschnitt erfordert besondere Aufmerksamkeit, da der Weg weder markiert noch durchgehend vorhanden ist. Wenige Meter hinter dem Regenunterstand geht es nach links in den Wald und man erreicht kurze Zeit später eine größere Lichtung auf der sich der Weg verliert. Hier steigt man den kleinen nordseitigen Hang hinauf und erreicht einen bewaldeten Kamm. Dem Kamm folgt man ansteigend über schwach ausgeprägte Trittspuren nach Westen. Bald wird das Gelände steiler und eine kleine Felsstufe erfordert zum ersten Mal den Einsatz der Hände (I). Kurz hinter der Felsstufe erreicht man den Gipfel des Vorderen Rappenkopfes. Nun wird der Weg etwas deutlicher und teilweise sind sogar alte verblasste Markierungen an den Bäumen zu erkennen. Durch einen verwunschenen Nadelwald und über einen kleinen Sattel gelangt man kurz darauf zu dem unscheinbaren Hinteren Rappenkopf. Auch sein Gipfel ist bewaldet, bietet durch eine Baumlücke allerdings trotzdem einen schönen Blick zurück auf den Kofel. Im weiteren Tourenverlauf gilt es mehrere teils steile Absätze zu erklimmen, bis man schließlich den Brunnberg erreicht. Nach Norden hin öffnet sich der Wald und es bieten sich tolle Ausblicke über das Alpenvorland bis hin zum Ammersee.

Nach dem Abstieg in eine Scharte beginnt der steile Anstieg zum östlichen Zahn. Hier startet nun der Abschnitt härterer Gangart. Vom Gipfel des östlichen Zahns führen Pfadspuren wieder steil bergab und umrunden die nächsten zwei Felstürme, die von der Talseite aus nur mit Kletterausrüstung zu besteigen sind. Der leichteste Anstieg auf den kleinen Turm führt von der Bergseite aus hinauf, dürfte aber dennoch den III. Grad erreichen. Seinen großen Bruder kann man auf der westlichen Seite durch eine unangenehme und äußerst splittrige Rinne im II. Grad ersteigen. Den Zahn-Hauptgipfel (1.615 m) kann man entweder weglos und direkt über den Grat (I) ersteigen oder man bleibt auf dem Steig, der einen in einer leichten Schleife auf den Gipfel führt und die Hauptschwierigkeiten umgeht. Von hier hat man einen wunderschönen Rundumblick auf die wilden Felstürme des Massivs und die gesamten Ammergauer Alpen. Auch das Pürschlinghaus, das sich für eine Mittagsrast anbietet, ist von hier aus schon zu erkennen. Das nächste Gratstück ist teilweise sehr ausgesetzt und die Schlüsselstelle der Tour, lässt sich aber auch über einen Pfad ca. 50 Höhenmeter unterhalb des Grates umgehen. Die interessante und anspruchsvolle Gratstrecke verlangt nun Erfahrung und elementare Kletterfähigkeiten. Nach einer weiteren Scharte kann man den 4. Zahn ersteigen, allerdings lassen seine überhängenden Westabstürze leider keine Überschreitung zu. Eine Umgehung erfolgt auf der Nordseite. Anschließend bleibt man weiter auf dem Grat und es muss noch einmal eine senkrecht abstürzende ca. 20 Meter hohe Wand nördlich umgangen werden. Kurz darauf trifft man auf einen markierten Wanderweg, der über den Sonnenberg führt und anschließend ein Stück südlich des Grates zum Pürschlinghaus weiterleitet. Man kann nun dem Weg folgen oder weiter auf dem Grat bleiben, der äußerst kurzweilig mit einigen weiteren kurzen Kletterstellen im I. und II. Grad, aber ohne die Ausgesetztheit des Zahnmassives, ebenfalls in Richtung Pürschlinghaus führt. Kurz unterhalb des Pürschlings endet der schöne Grat und man kommt auf den breiten Schotterweg, der von Unterammergau aus hinaufführt.

Für den Rückweg bietet sich der einfache Wanderweg zur Kolbensattelhütte und anschließend der schöne Königssteig an, über den man in knapp 2 Stunden wieder den Kofelsattel erreicht. Der Bergwald gibt unterwegs immer wieder Blicke auf das beeindruckende Zahnmassiv frei. Vom Kofelsattel ist es anschließend nur noch eine knappe halbe Stunde bis zurück zum Parkplatz Frauenwasserl.


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© 2024 Sebastian Steude

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