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SEBASTIAN STEUDE
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Sun Around The Clock - Per Rad durch das Baltikum

Es ist zwei Uhr morgens und im Osten zeugt bereits ein immer heller werdender Schein vom Beginn der Dämmerung. Wir stehen noch vor dem internationalen Flughafen von Vilnius und sind gerade mit dem Zusammenbauen unserer Räder fertig geworden. Nun ergreift rasch eine bleierne Müdigkeit besitzt von uns und wir suchen uns das erstbeste, halbwegs zwischen Büschen und Bäumen versteckte Stückchen Wiese, auf dem wir uns ins Gras legen und sofort einschlafen. Vier Stunden später weckt uns der zunehmende Verkehr auf der nahen Hauptstraße und wir brechen endgültig auf, um das Baltikum, diese große, grüne Ebene, die sich über die ehemaligen Sowjetrepubliken Litauen, Lettland und Estland erstreckt, zu erkunden.

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Zusammen mit zahlreichen erholungssuchenden Großstädtern lassen wir Vilnius hinter uns und tauchen in die ländlich geprägte Bilderbuchlandschaft nördlich der Hauptstadt ein. Sandige Kiefernwälder wechseln sich mit viel Gras- und Weideland ab. Dazwischen liegen kleine Dörfer, verstreute Höfe und vor allem viele blau schimmernde Seen. An denen geht es teilweise zu wie am Ballermann, meist liegen die Seen aber idyllisch in den tiefen Wäldern versteckt und nur vereinzelt sind Angler oder Camper zu sehen. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, so dass wir unser Zelt jeden Abend an einem der ruhigen Seen aufbauen und nach den holprigen Fahrten über staubige Pisten voller Freude eine Runde schwimmen gehen.

Bereits am dritten Tag betreten wir an einem winzigen Grenzübergang erstmals lettischen Boden. War es bisher schon sonnig und warm, knacken wir inzwischen deutlich die 30 Grad-Marke und nur mehr selten sorgen schattige Wälder für eine Erholung zwischen dem der Sonne schutzlos ausgelieferten Weideland. Auch Asphalt findet sich nur noch auf den größten Hauptstraßen, was eigentlich kein Drama ist, da wir mit robusten Mountainbikes unterwegs sind. Allerdings ist der Belag meist so schlecht, dass wir uns entweder durch losen Sand kämpfen müssen oder auf regelrechtem Wellblech nach allen Regeln der Kunst durchgeschüttelt werden.

Dafür entdecken wir hier unser Faible für die Überbleibseln der Sowjetzeit. Nein, damit meinen wir nicht die alten Plattenbauten, die teilweise sogar ganz unvermittelt in den kleinsten Dörfern auftauchen und auch nicht die großen Industrieruinen aus der Zeit der Planwirtschaft, sondern Karums und Kwas (russ. KBAC), kleine gekühlte Quarkriegel und ein erfrischendes Getränk aus gegärtem Brot, mit denen wir uns täglich in den kleinen Tante-Emma-Läden eindecken, um unseren Kalorienhaushalt etwas aufzupäppeln. Nur einmal unterbricht ein heftiges Gewitter das ansonsten ungetrübt gute Wetter. Doch zum Glück zelten wir genau an diesem Abend auf der großen Wiese eines Fischers am Lubān-See und so können wir das mitternächtliche Spektakel entspannt von einer großen, überdachten Terrasse aus beobachten.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto zusammenhängender werden die ausgedehnten Waldgebiete. Die Unterschiede sind dabei enorm. Neben fast schon plantagenartigen Wirtschaftswäldern, durch die sich schnurgerade Forststraßen ziehen, erleben wir auch dichte Urwälder und unberührte Moorgebiete, die inzwischen schon stark an Skandinavien erinnern. Hinter der Kleinstadt Ape erreichen wir schließlich die unscheinbare Grenze zu Estland. Viel deutlicher als das leicht zu übersehende Grenzschild fällt uns der Unterschied an der Infrastruktur auf. Ob die Coop-Supermärkte besser sind als die Tante-Emma-Läden in Lettland, sei dahingestellt, sehr praktisch sind aber auf jeden Fall die Radwege, die es nun immer häufiger gibt und vor allem die Schotterstraßen, die in einem geradezu fantastisch gutem Zustand sind. Äußerst schön sind auch die idyllischen Naturzeltplätze der Forstbehörde RMK, anhand derer wir uns durch das südliche Estland schlängeln. Vom waldreichen Karula-Nationalpark unweit der lettischen Grenze geht es zum Soomaa-Nationalpark, der vor allem durch die weitreichenden Überflutungen, die jedes Frühjahr auftreten, bekannt ist.

Trotz unseres vielen Gepäcks kommen wir Dank des guten Schotterbelags und der ebenen Landschaft inzwischen so gut voran, dass wir uns am Ende einen zweitägigen Abstecher in den Lahemaa-Nationalpark an der Ostseeküste erlauben können. Und auch wenn die Wälder selbst hier bis direkt ans Meer reichen, ist es eine schöne Abwechslung zu der bisherigen Landschaft, die keine größeren Ausblicke erlaubte.

Langsam tasten wir uns nun in Richtung Tallinn vor, das wir schließlich nach zwei Wochen und 1.100 Kilometern erreichen. Das muss natürlich gefeiert werden und den ersten Stopp legen wir gleich am Hafenmarkt ein, wo wir uns mit allerlei Leckereien eindecken. Danach lassen wir uns treiben und finden zufällig einen winzigen Strand, an den wir uns setzten, Schwarzbrot, Fisch und Käse essen, Kwas trinken, das Meer und vor allem die vielen unterschiedlichen Menschen beobachten, die hier ihre Zeit verbringen.

Die Zeit vergeht wie im Flug und es ist bereits 19 Uhr als wir weiter ins Zentrum fahren. Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitestgehend verschont geblieben, verfügt die Altstadt über ein mittelalterliches Flair, wie man es in Mitteleuropa nur noch an wenigen Orten erleben kann. Hinzu kommen die langen Tage des nordischen Sommers und so sitzen wir noch um 23 Uhr auf der rustikalen Terrasse eines der vielen Restaurants, essen Elchsuppe und beobachten den nicht versiegenden Strom an unterschiedlichsten Passanten, die durch die schmalen Gassen flanieren. Erst als sich der Himmel allmählich rot verfärbt, die Dämmerung hereinbricht und schon bald der nächste Tag beginnt, lassen wir das Getümmel schließlich hinter und brechen zum Flughafen auf.


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© 2024 Sebastian Steude

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